Wie die Creditreform am Mittwoch meldete, ist die Zahl der überschuldeten Menschen in Deutschland rückläufig. Sichtbar ist dies in den heute gemeldeten Verbraucherinsolvenzen für den Monat August 2021 noch nicht. Der erneute Anstieg der Zahlen ist ein Nachholeffekt und einer Gesetzesreform geschuldet, die eine Verkürzung der Entschuldung von sechs auf drei Jahren ermöglicht. Einen langfristigen Trend beschreiben diese Zahlen nicht.
„In der zweiten Hälfte des Jahres 2020 haben wir ein deutlich rückläufiges Antragsverhalten bei den Privatschuldnern gesehen. Die Reform der Verbraucherinsolvenz war bereits angekündigt. Viele Betroffene haben deshalb die Verkürzung des Entschuldungszeitraums abgewartet. Ab dem 1.1.2021 sahen wir wieder einen sprunghaften Anstieg der Insolvenzanträge, der immer noch anhält“, erläutert Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID).
Ein langfristiger Faktor beim Rückgang der Überschuldung ist die demographische Entwicklung: „Im langjährigen Vergleich stehen die sinkende Arbeitslosigkeit und die sinkende Überschuldung im Verhältnis zueinander. Neben Krankheit und Ehescheidung war die Arbeitslosigkeit einer der Hauptgründe für die Überschuldung von Verbrauchern. Der akute, von der Demographie getriebene Arbeitskräftemangel in vielen Branchen wirkt sich deshalb gerade positiv auf die Überschuldung aus“, so Niering.
„Nach dem Aufholen der zurückgehaltenen Anträge von Privatschuldnern gehen wir weiter von einem langfristigen Rückgang der Verbraucherinsolvenzen aus“, stellt der VID-Vorsitzende fest.