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Beitrag Pressemitteilung:
10.09.2021
Mit heutiger Pressemitteilung* veröffentlicht Destatis die aktuellen Insolvenzzahlen für das 1. Halbjahr 2021 und eine Prognose für den Monat August 2021. Demnach verzeichneten die deutschen Insolvenzgerichte in der ersten Jahreshälfte 17,7 Prozent weniger Unternehmensinsolvenzverfahren als im Vorjahreszeitraum. Dieser rückläufige Trend setzt sich nach Einschätzung des Statistischen Bundesamtes auch im August 2021 weiter fort. Gegenüber dem Vormonat Juli wird es voraussichtlich 19 Prozent weniger beantragte Unternehmensinsolvenzverfahren geben.
„Die staatlichen Hilfsmaßnahmen zur Abmilderung der Pandemiefolgen beeinflussen nach wie vor die Entwicklung der Insolvenzzahlen. Die erkennbare Bereitschaft zu weiteren Unterstützungsmaßnahmen – auch in einer neuen Regierung – wird diesen Trend bis in das Jahr 2022 nicht grundsätzlich verändern“, erläutert Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID).
Neben diesen politischen Einflussfaktoren lassen sich die weiterhin niedrigen Insolvenzzahlen auch auf langfristige Faktoren zurückführen. „Die Entwicklung der Gewerbeanmeldungen ist ein Indikator dafür, dass unsere Gesellschaft nicht nur immer älter, sondern auch weniger risikofreudig wird“, meint Niering. In den letzten 15 Jahren ist die Zahl der Gewerbeanmeldungen von 960.000 (im Jahr 2004) auf 660.000 (im Jahr 2020) zurückgegangen. Junge Unternehmen sind in den ersten fünf Jahren nach Gründung deutlich insolvenzanfälliger als ältere Unternehmen. Der Rückgang wirkt sich deshalb direkt auf das Insolvenzgeschehen aus.
Das Gründungsklima und damit auch die Bereitschaft zum unternehmerischen Risiko muss in Deutschland wieder verbessert werden. Der VID-Vorsitzende sieht insbesondere die Angst vor der völligen Existenzvernichtung als Indikator für die fehlende Risikofreude. „Mit einem verbesserten Schutz der individuellen Altersvorsorge würde vielen Unternehmern die Angst vor der Insolvenz genommen werden“, so Niering. „Der drohende Verlust der Altersvorsorge hat in vielen Fällen den notwendigen und befreienden Schritt in die Insolvenz verzögert oder verhindert.“
Die Koalitionsparteien hatten sich im aktuellen Koalitionsvertrag bereits für die Einführung einer insolvenzsicheren Altersvorsorge für die Verbesserung des sozialen Schutzes von Selbständigen ausgesprochen. „Die neue Regierung sollte an dieses Vorhaben anknüpfen und deren Umsetzung voranbringen, um insbesondere Betroffenen, die durch die Pandemie in eine untragbare Überschuldung geraten sind, einen schnellen Neustart zu ermöglichen“, so Niering weiter.
Quellen:
* Statistisches Bundesamt: 17,7 % weniger Unternehmensinsolvenzen im 1. Halbjahr 2021
Grafik des VID: Entwicklung der Unternehmensinsolvenzzahlen in der Coronakrise (IN-Verfahren), © Verband Insolvenzverwalter Deutschlands (VID)/September 2021, Grafik kostenfrei nutzbar
Grafik des VID: Jährliche Gewerbeanmeldungen und Unternehmensinsolvenzen in Deutschland (2004-2020), © Verband Insolvenzverwalter Deutschlands (VID)/Juli 2021, Grafik kostenfrei nutzbar
Über den VID:
Der Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands ist der Berufsverband der in Deutschland tätigen Insolvenzverwalter und Sachwalter. Mit mehr als 460 Mitgliedern vertritt er die überwiegende Mehrheit dieser Berufsgruppe. Die Mitglieder verpflichten sich auf „Grundsätze ordnungsgemäßer Insolvenz- und Eigenverwaltung“ und zur Zertifizierung nach ISO:9001. Damit setzt der Verband Maßstäbe für eine unabhängige, transparente und qualitativ anspruchsvolle Tätigkeit in Insolvenz- und Restrukturierungsverfahren. Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist eine mindestens dreijährige Tätigkeit als Unternehmensinsolvenzverwalter oder Sachwalter.
Kontakt:
Manuela Doss, Pressereferentin
Fon: 030 20 45 55 25
E-Mail: presse@vid.de
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